Als die Kulturinitiative Brodelpott e.V. 1982 ihre Türen im Stadtteil Walle in der Elisabethstraße 134 öffnete, war dies ein Novum in einem vom Hafen geprägten Stadtteil, gefühlt weit entfernt von der Innenstadt und dem Ostertor-Viertel. Eine Studierendengruppe, zum Teil aus Münster, wollten hier ‚Kultur für alle‘ schaffen und sich ein Stück in dieser Arbeit selbst verwirklichen und ausprobieren.

Die fehlende Berufsperspektive, die Lehrer:innenarbeitslosigekeit in den 1980er Jahren machten es möglich, dass neben dem persönlichen und freien Engagement befristete Arbeitsstellen entstanden, ABM-Stellen, die vom Arbeitsamt bezahlt wurden. Auf diesem Hintergrund konnte sich die Kulturarbeit des ‚Brodelpott‘ in den 1980er Jahren entwickeln. Bis zu 9 ABM-ler:innen – von der Rechtsberatung für arbeitslose Frauen, einem Umweltberater, über die Kinderarbeit, erste Straßen- und Stadteilfeste, bis hin zur Stadtteilzeitung, einem Fotolabor, Malerei und Kunst im Keller und einem Arbeitskreis zur Stadtteilgeschichte – die Bandbreite war groß. Auch wenn die Macher:innen aus der damaligen alternativen Szene kamen, man wollte die Bürgerinnen von Walle erreichen, und musste das auch, denn von einer eigenen ausgeprägten ‚Szene‘ war Walle vor 40 Jahren weit entfernt…

Die Geschichtsarbeit konnte hier von Anfang an Verbindungen zu den Waller:innen schaffen: Vor allem Ältere fühlten sich angesprochen, brachten ihre Fotoalben mit und fassten im Brodelpott Fuß…

Von der Kulturinitiative zum Kulturladen – die 1990er Jahre

Was in einem früheren Laden auf 15 m²  mit einer Teestube und Keller entstand, platzte bald aus allen Nähten: Ende der 1980er Jahre fand der Umzug an den Steffensweg 155 statt –  hier hatte man immerhin fast 90 m² in einem früheren Fahrradladen, mit kleiner Küche und Kellerräumen. Später konnte im 1. Stock eine kleine Wohnung für den Geschichtsbereich dazu gemietet werden. Das Kulturprogramm mit Tanz, Bewegung, Theater und nun auch Veranstaltungen bis hin zur Raumvermietung für Kurse und private Feiern entwickelte sich vielfältig. Und so wuchs der Wunsch, man möge auch endlich öffentlich gefördert werden,  schließlich gehörte man zur Bremer soziokulturellen Szene. Und man passte in das Kulturkonzept der SPD mit dem Thema der  ‚kulturellen Breitenarbeit‘: die Stadtteilkulturarbeit ‚an der Peripherie‘ sollte ihren Stellenwert erhalten. Dazu gehörten damals z.B. Walle, Gröpelingen, Woltmershausen, Hemelingen, Mahndorf oder Blumenthal…

Dennoch – der Weg in die Institutionalisierung war schwer und für alle Beteiligten nicht einfach: Zum einen herrschte in Bremen in den 1990er Jahren ein großer Sparzwang, das war im Kulturbereich sehr zu spüren, zum anderen war eine Kulturförderung an Kriterien, also auch an fachliche Kompetenzen und an Profilbildungen gebunden. Die Geschichtsarbeit des Brodelpott war sicherlich mit Ausschlag gebend, dass der Verein über Walle hinaus in Bremen bekannt wurde. Mit der Aufarbeitung des August 1944 (‚Als der Bremer Westen brannte‘, 1994) unter Beteiligung vieler Zeitzeugen, platzte man wieder aus allen Nähten. Mit einer Stammkraftstelle und Projektförderungen von Seiten der Kulturbehörde gelang der Einstieg in eine institutionelle Absicherung…

Vom Kulturladen zum Kulturhaus – die 2000er Jahre

Auch wenn die Schließung der Waller Stadtteilbibliothek am Ende der 1990er Jahre (1998/99) in der Schleswiger Straße 4 für Walle ein großer Verlust war, für den ‚Brodelpott‘ war es die einmalige Chance in neue, städtische große Räume umzuziehen, die endlich auch den inhaltlichen Raum für kulturelle Entfaltung und Entwicklung  boten!

Es war aber ein Kraftakt: Mit nur wenig Personal und befristeten Arbeitsverträgen über das Arbeitsamt musste der Umbau der Räumlichkeiten, die Integration einer kleinen aber feinen Vereinsbibliothek unter das gemeinsame Dach und die Entwicklung eines neuen Kulturprogramms gewuppt werden. Und für viele Waller:innen zogen wir an den Rand, auf die andere Seite der Waller Heerstraße, – gefühlt damals gar nicht mehr richtig Walle. Aber: die Bremer Musikschule und die Pulverbergschule und eine KITA in unmittelbarer Nachbarschaft, ein wunderschöner Quartiersplatz vor der der Tür, das waren große Entwicklungspotentiale neben den wunderbaren Räumlichkeiten mit der großen Halle, Raum für den Geschichtsbereich, die Kreativwerkstatt und Vieles mehr.

Das Kulturhaus Walle Brodelpott wird gefördert und unterstützt durch
ORTSAMT WEST
und BEIRAT WALLE